Warp Speed war eine Cartridge von Cinemaware für den Commodore 64/128. Sie glänzt nicht nur mit sehr hohen Datenübertragungs-Geschwindigkeiten, sondern beherbergt auch noch einige nützliche Features. Dazu gehört eine DOS Wedge, einige Disk-Utilities und ein ML Monitor. Die Cartridge ist für den C64 sowie für den C128 geeignet. Das Projekt OpenC64WarpSpeed auf Github beschäftigt sich mit den Nachbau dieser Cartridge. Und genau um diesen geht es in dieser Anleitung.

Quelle dieser Anleitung: OpenC64WarpSpeed von SukkoPera (Lizenz)

Bevor es los geht, noch ein paar Hinweise (Wichtig!)
- Überprüfe die Lötpunkte. Ein Kurzschluss kann den C64/C128 sowie die Cartridge beschädigen.
- Überprüfe die Ausrichtung der Komponenten.
- Aktiviere den Schreibschutz der Disketten die nicht überschrieben werden dürfen.
- Arbeite immer im Spannungsfreien Zustand. Stecke die Cartridge nie in die Schnittstelle wenn der Rechner eingeschaltet ist.
- Vermeide statische Ladungen durch das Berühren eines geerdeten Objektes, wie beispielsweise einen Heizkörper. Oder verwende ein antistatisches Armband.
- Ich übernehme keine Verantwortung über Schäden die direkt oder indirekt durch diese Anleitung entstanden sind.

Die Platine

Die unbestückte Platine kann bei www.pcbway.com bestellt werden. Der Entwickler der OpenC64WarpSpeed-Cartridge bietet zwei Platinen an: Eine davon entspricht der originalen Platine und bei der anderen handelt es sich um eine Modifikation bei der ein weiterer Schalter hinzugefügt wurden. Wir benötigen die zweite Version mit den zusätzlichen Schalter: www.pcbway.com

Die Komponenten

Es werden nur wenige Komponenten benötigt. Welche das sind, sehen wir in der folgenden Liste:
- Keramik-Kondensator 47p x2
- Keramik-Kondensator 100n x2
- Widerstand 3,3KΩ x1
- 4148 Schalt-Diode x4
- LS 109 DIL-16 x1
- 27256 EPROM x1
- Switch DPDT x2
- Kurzhubtaster Taster x1
- IC-Sockel, 28-polig x1
- IC-Sockel, 16-polig x1 (Optional)

Eine übersichtliche Tabelle der Komponenten sowie die dessen Platzierung ist unter https://github.com/SukkoPera/OpenC64WarpSpeed/releases/ zu finden.

Hinweis zum EPROM: Ein 27512 EPROM (64KB) wird ebenfalls unterstützt. Dabei ist zu beachten, dass die ROMs in den oberen Bereich bzw. oberen 32KB kopiert werden. Dazu gibt es entsprechende Hinweise weiter unten.

Der Aufbau

Der Aufbau ist sehr einfach. Das folgende Bild dient zur Orientierung.

Einige Punkte sollten beachtet werden:
- Achte auf die Ausrichtung des SN74 IC's. Optional kann zwischen PCB und IC ein Sockel gelötet werden.
- Die Ausrichtung des EPROM-Sockels ist zwar nicht wichtig, um spätere Fehler zu vermeiden sollte die Kerbe des Sockels dennoch mit der Kerbe der Platine übereinstimmen.
- Die Ausrichtung der Dioden ist ebenfalls relevant. Siehe Bild oben.
- Bei allen anderen Komponenten ist die Ausrichtung nicht relevant.

Das EPROM-Image erstellen

Für 27256 EPROM

Der Entwickler stellt zwei Images zur Verfügung für das Warp Speed-Projekt. Das originale bzw. verschlüsselte ROM für die Original-Version der Cartridge und die modifizierte bzw. unverschlüsselte. Wir benötigen für unser Vorhaben die zweite Version, also die unverschlüsselte. Im Ordner finden wir zwei Images. Eine etwas ältere (WarpSpeed_v1_1987.bin) und eine neuere Version (WarpSpeed_v2_1987.bin). Wir laden beide runter, da wir beide Images mit unserer Cartridge benutzen können.

Bevor die Images auf das EPROM gebrannt werden können, müssen diese zu einer einzigen Datei vereint werden. Windows hat das Tool das wir hierfür benötigen bereits an Bord. Wir wechseln also in die Windows-❏ Shell (CMD) indem wir auf das Startmenü klicken und anschließend CMD eingeben.

Und dann wechseln wir in das Verzeichnis in den sich die beiden Images befinden.

cd [Pfad zum Verzeichnis]

In meinen Fall sieht das so aus:

Mit den folgenden Befehl verbinden wir nun beide Images.

copy /b WarpSpeed_v1_1987.bin+WarpSpeed_v2_1987.bin image.bin

Nun haben wir das fertige Image (image.bin) das auf das EPROM gebrannt werden kann.

Ergänzung für 27512 EPROM

Im Gegensatz zum 27256 EPROM bietet das 27512 EPROM doppelt so viel Speicherplatz, also 64Kb. Da das Warp Speed EPROM-Image im oberen 32Kb-Bereich liegen muss, müssen wir das Image zuerst modifizieren. Genauer gesagt, wird das Image einfach doppelt in den Speicher des EPROMs gespeichert. So wird sichergestellt, dass die Daten genau im entsprechenden Bereich liegen. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie bei der 27256 Variante, es unterscheidet sich lediglich der obige XCopy-Befehl:

copy /b WarpSpeed_v1_1987.bin+WarpSpeed_v2_1987.bin+WarpSpeed_v1_1987.bin+WarpSpeed_v2_1987.bin image.bin

Das EPROM-Image brennen

Jetzt wo wir das Image haben, müssen wir dieses auf das EPROM kopieren. Wir benötigen, wie in der Komponenten-Liste bereits erwähnt, ein 27256 oder 27512 EPROM.

Es gibt zahlreiche Programmiergeräte/EPROMer mit den das EPROM beschrieben werden kann. In dieser Anleitung kommt der Mini Pro TL866C zum Einsatz. Dieser ist bereits unter 50€ zu finden und unterstützt zahlreiche EPROMs.

Wenn der Treiber und das Programm für den Programmer installiert sind, starten wir das Programm und suchen aus der IC-Datenbank (Select IC) das geeignete EPROM aus. In unserem Fall geben wir für die grobe Suche die folgende EPROM-Bezeichnung ein: 27256 (oder 27512). Dann sollten wir aus den gefundenen IC's genau den Typ wählen den wir verwenden.

Das EPROM muss korrekt im Sockel eingesetzt werden. Ein Klick auf den Button "Information" zeigt, wie das EPROM positioniert werden muss. Achte auf die Kerbe und auf Pin 1.

Versichere dich, dass das EPROM leer ist. Ein "Blank Check" gibt darüber Auskunft. Ein nicht leeres EPROM muss zuerst mit einem EPROM-Eraser gelöscht werden.

Hinweis: Sollte ein Fehler auftauchen, der besagt, dass die ID des EPROMs inkorrekt sei, dann deaktiviere die ID-Überprüfung durch Entfernen des Hakens bei "Check ID".

Dann laden wir das Image (BIN-Datei)...

...und bestätigen mit OK

Und schlussendlich brennen wir das Image auf das EPROM. Klicke dazu auf den Button "P" und bestätige mit "Program". Das EPROM wird nun beschrieben.

Damit das EPROM seine Daten nicht verliert, sollte die Glasscheibe mit einem undurchsichtigen Klebeband zugeklebt werden.

Das EPROM ist nun einsatzbereit und kann auf den Sockel der Cartridge gesteckt werden. Wichtig! Achte auf die Ausrichtung der Kerbe des EPROMs. Sie muss mit der Kerbe auf den Modul und mit der des Sockels übereinstimmen.

Der Funktionstest

Nach den Aufbau der Cartridge geht es weiter zum ersten Funktions-Test. Stecke die Cartridge, bei abgeschalteten C64 in den Modulport mit der bestückten Seite nach oben. Stelle sicher, dass der Schalter SW1 auf "C64" steht, oder falls die Cartridge an einen C128 getestet wird, auf "C128".

Wenn der C64 nun eingeschaltet wird, sollten wir den Warp Speed Start-Screen sehen. Je nachdem ob SW3 auf "ROM1" oder "ROM2" gestellt wurde, wird Warp Speed in der Version 1 oder 2 geladen. Die Schalter SW1 und SW3 sollten nur mit ausgeschalteten Rechner umgeschaltet werden. Die Betätigung des Tasters SW2 löst einen Reset aus.

Es folgen einige Anwendungsbeispiele:

Befehl: ₤
Funktion: Ladet das Funktionsmenü

Befehl: @
Funktion: Wird für Disketten-Befehle verwendet.
Beispiele:
@F - Formatiert die Diskette (Vorsicht: Alle Daten werden gelöscht!)
@V - Validiert eine Diskette
@S0: [Dateiname] - Löscht eine Datei

Befehl: $
Funktion: Ladet das Inhaltsverzeichnis der Diskette

Befehl: / [Dateiname]
Funktion: Ladet eine Datei von Diskette

Befehl: ⬅︎ [Dateiname]
Funktion: Speichert eine Datei auf die Diskette

Befehl: # [Laufwerknummer]
Funktion: Wechselt zum gewünschten Laufwerk

Eine komplette Liste der Befehle ist im englischsprachigen Handbuch zu finden: archive.org/details/Warp_Speed_Cartridge_Manualx.