Projekt Amiga 1200 Tower



Der Amiga 1200 ist ein sehr beliebter AGA-Rechner in einem verhältnismäßig dünnen Gehäuse. Zwar findet eine 2,5"-Festplatte und eine Speichererweiterung oder Turbokarte im Gehäuse platz, aber das war es dann auch schon.
Damit der Amiga noch weiter ausgebaut werden kann, muss das Mainboard in einem Tower eingebaut werden. Diese Amiga-Tower, z.B. von Eagle oder Elbox, wurden für die jeweiligen Amiga-Varianten angepasst. Leider findet man die Amiga-Tower in den bekannten Online-Auktionshäuser nur zu übertriebenen Preisen.
Ziel des Projektes
Vielleicht ist der Begriff "Projekt" etwas übertrieben, da es sich um einen einfachen Umbau handelt. Ziel ist es aber, mit den von mir zur Verfügung stehenden Komponenten einen funktionierenden Tower-Amiga zusammenzubauen. Am Ende sollte ein relativ flotter Amiga zustandekommen (wenn alles klappt).
Das Start-Equipment
Als Basis dient mir ein gebrauchter E/BOX 1200 Tower und ein Amiga 1200 Mainboard in der Version 1D4. Der Tower ist komplett leer, abgesehen von einem 200W AT Netzteil. Ein CD-Rom-, sowie ein Disketten-Laufwerk waren zwar auch vorhanden, aber diese sind in einem sehr schlechten Zustand, weshalb ich sie ausgebaut habe.

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Die Vorbereitungen
Ich könnte jetzt zwar direkt loslegen und das Mainboard einbauen, aber zuerst tausche ich die Elkos mit Keramik-Kondensatoren aus, da diese teilweise schon ausgelaufen sind.

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Außerdem bekommt der Amiga einen ❏ Kickstart Version 3.1. Der alte ❏ Kickstart Version 3.0 wird nicht mehr gebraucht. Ab sofort wird AmigaOS 3.1 oder neuer unterstützt.

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Spannungsversorgung und die Tastatur
Der Amiga 1200 wird üblicherweise über ein externes Netzteil versorgt. Im Tower ist aber bereits ein leistungsfähigeres AT-Netzteil verbaut. Die Stecker des Netzteiles können nicht direkt am Mainboard des Amigas angebracht werden, sondern nur über ein optionales Mediator PCI-Board, was ich nicht besitze. Natürlich könnte man weiterhin den Amiga mit den externen Netzteil versorgen, aber die internen Laufwerke benötigen sowieso eine Spannungsversorgung mit Molex-Stecker. Deshalb muss eine andere Lösung her: Ich verwende einfach einen passenden Amiga-Netzteilstecker und löte diesen an das AT-Netzteil. Die notwendigen Spannungen sind alle vorhanden:
Gelb = +12V
Rot = +5V
Blau = -12V
Schwarz = GND
Somit wird der Amiga von einen leistungsstarken Netzteil versorgt das nicht so schnell in die Knie geht. Die folgende Skizze zeigt die Belegung bzw. die Spannungen des Netzteilstecker die der Amiga 1200 braucht (Netzteilstecker von vorne auf die Pins gesehen).

Am Ende sieht das ganze dann so aus. Nicht unbedingt die schönste Lösung, aber effizient.

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Damit der Amiga bedienbar ist, brauchen wir eine Tastatur. Die originale Tastatur können wir nicht verwenden, wir brauchen also eine externe. Mit den E/BOX 1200 Tower wird ein Adapter mitgeliefert, der es erlaubt Tastaturen extern anzuschließen. Dieser Adapter wird in die Schnittstelle der Original-Tastatur gesteckt.

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Das würde zwar das Problem der Tastatur lösen, aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Da ich einen Lyra-Adapter besitze, der sonst nirgends Verwendung findet, baue ich diesen ein. Der Lyra-Adatper wird auf den Keyboard MPU gesteckt und stellt eine PS/2 Schnittstelle für PC- oder Amiga-Tastaturen zur Verfügung.

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Die Maus hat einen eigenen Port, somit ist das Problem der Eingabegeräte erledigt.
Diskettenlaufwerk, Festplatte und CD-Rom
Der Amiga ist zwar funktionstüchtig, aber ohne Laufwerke können wir damit noch nicht viel anfangen. Ein Diskettenlaufwerk muss eingebaut werden. Zwar habe ich noch ein DD-Laufwerk rumliegen, aber leider ohne Blende. Also entscheide ich mich für das Gotek-Laufwerk. Farblich passt es nicht zum Tower, aber der Zuwachs an Funktionalität gleicht dieses Manko wieder aus. Falls ich echte Disketten einlegen möchte, kann ich immer noch ein externes Laufwerk anschließen.

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Als nächstes muss eine Festplatte eingebaut werden. Zwar könnte man stattdessen eine CF-Karte mit entsprechenden IDE-Adapter verwenden, aber da ich eine 2Gb Festplatte übrig habe die sowieso nicht verwendet wird, mache ich von dieser Gebrauch. Eine Speicherkarte im Gehäuse hat sowieso keinen wesentlichen Vorteil.
Die 3,5"-Festplatte wird an den IDE-Controller des Amigas mittels 2,5"->3,5"Adapter angeschlossen. Das IDE-Kabel hat zwei Anschlüsse, somit kann noch ein weiteres Gerät angeschlossen werden. Mit einen entsprechenden Adapter könnte man bis zu vier IDE-Laufwerke anschließen. In meinen Fall reichen zwei.

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Und als letztes braucht es noch ein CD-Laufwerk. Auch dieses wird am IDE-Kabel angeschlossen. Zu beachten ist allerdings, dass die Festplatte als Master und das CD-Laufwerk als Slave gejumpert wird. Sonst werden die Laufwerke nicht korrekt erkannt.

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Nachdem ich die Laufwerke angeschlossen und in Betrieb genommen habe, habe ich bemerkt dass die Power-LED und die Laufwerksaktivität-LED nicht funktionieren, obwohl diese mit den Amiga-Board verbunden sind. Das Rätsel ist mit einer kurzen Messung schnell gelüftet. Vermutlich hat der Vorbesitzer die Leiter abgerissen und anschließend wieder verkehrt angelötet. Nach den Tausch von Plus und Minus funktionieren auch die LEDs wieder.

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Mehr Dampf im Kessel!
Mit der jetzigen Konfiguration könnte man AmigaOS 3.1 auf der Festplatte installieren, für ein neueres Betriebssystem wie AmigaOS 3.5 oder 3.9 reicht die Rechenpower und auch der Arbeitsspeicher bei weiten nicht. Es muss also eine Turbokarte eingebaut werden.
Da kommt die DKB Viper gerade zurecht. Der 030er Prozessor taktet mit 33Mhz und der optionale 68882 FPU ist auch dabei. Der Arbeitsspeicher wird um 32Mb (bis zu 128Mb erweiterbar) ausgebaut. Das sollte für die meisten Anwendungen reichen.

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Der Rechner startet mit dieser Karten ohne Probleme. Das entspricht nicht meinen Erwartungen, denn diese hat Kompatibilitätsprobleme mit den ❏ Kickstart 3.1. Die Firmware müsste aktualisiert werden damit keine Probleme auftauchen. Scheinbar hat dies der Vorbesitzer dieser Karte bereits gemacht. Umso besser für mich.
Bevor es weiter geht, wollte ich aber noch wissen was SysInfo zur Karte sagt. Das Ergebnis lässt sich sehen:

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Die USB-Schnittstelle
Zwar nimmt das Gotek-Laufwerk Daten von einen USB-Stick entgegen, aber nur wenn sich darauf Disketten-Images befinden. Das eignet sich sehr gut für Spiele, die auf mehreren Disketten gespeichert sind, aber nicht um größere Datenmengen von und zu einen anderen Rechner zu transferieren.
Die einfachste Lösung ist ein USB-Controller. Damit lassen sich Daten auf einen USB-Stick schreiben und lesen, auch wenn dieser nicht mit einen Amiga-Dateisystem formatiert ist. Somit können die Daten komfortabel von einen PC übertragen werden. Außerdem können externe Festplatten oder USB-Eingabegeräte wie Tastaturen oder Maus angeschlossen werden.
Als USB-Controller kommt ein Subway zum Einsatz.

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Er wird an der Uhrenport des Amigas angeschlossen und stellt bis zu vier 2.0 USB-Ports zur Verfügung. Zwei sind mehr als ausreichend für dieses Projekt. Mehr als ein USB-Stick wird eh nicht angesteckt.

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Die Software und die letzten Schliffe
Die Hardware ist eingebaut, nun geht es zur Software-Installation. Als Betriebssystem entscheide ich mich für AmigaOS 3.9. Doch da noch nichts auf den Rechner installiert ist, kann das CD-Laufwerk mangels Treiber nicht verwendet werden. Also hänge ich die Festplatte an einem PC und richte die diese mit WinUAE ein. Die AmigaOS-CD wird ins CD-Laufwerk des PC's eingelegt und in WinUAE eingebunden.

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Anschließend noch das Konfigurationsprogramm für die Turbokarte. Damit lässt sich auch die MapRom-Funktion aktivieren. Der ❏ Kickstart wird in den Speicher kopiert und kann damit schneller gelesen werden. Dieser Vorgang beschleunigt das System.

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Und als letztes noch die Treiber für den Subway USB-Controller. Der Poseidon USB-Stack nimmt die Karte in Betrieb. Das ❏ FAT-Dateiformat wird aber noch nicht korrekt erkannt, also installiere ich fat95 das sich ebenfalls im Poseidon-Paket befindet.
Der USB-Stick wird nun anstandslos erkannt und gemountet.
Der Amiga läuft reibungslos, nur beim Einschalten bleibt er manchmal bereits vor den Bootvorgang hängen. Das kann passieren wenn eine Festplatte zu viel Zeit in Anspruch nimmt anzulaufen. Ein Warm-Reset hilft in diesen Fall. Allerdings scheint das Problem in Kombination mit den CD-Laufwerk aufzutauchen. Aber solange es nur hin und wieder passiert stört es mich nicht.
Zwar ist es mit den Lyra-Adapter möglich einen Reset über die Tastatur durchzuführen (Linke Shift Taste + Pause), aber es gibt eine andere Möglichkeit: Im Tower ist nämlich ein Reset-Taster verbaut.

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Der Taster kann allerdings nirgends angeschlossen werden da das Mainboard keinen entsprechenden Anschluss bietet. Auch dieses Problem ist schnell gelöst. Einfach zwei Pins bei TP1 (siehe folgendes Bild) anlöten und schon ist der Reset-Taster fertig.

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Damit ist das Projekt abgeschlossen!

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